Ende Juli 2018 erschien im Standard ein Artikel zum Thema „Wie es die Männer mit der Karenz halten“. Thematisiert wurde darin, wie die österreichischen Männer und Familienväter die Möglichkeit zur Karenz nutzen.
Fakt ist, dass Männer seit 1990 die gesetzliche Möglichkeit zur Väterkarenz haben, und seit 2004 sogar einen Rechtsanspruch darauf.
Fakt ist aber auch, dass laut Familienministerium derzeit fast ein Fünftel der Väter Kinderbetreuungsgeld bezieht. Das ist wenig und dazu kommt, dass, wer sich für Väterkarenz entscheidet, es meist nur kurz macht, in der Regel kaum länger als 2 Monate.
An der Oberfläche sieht es gut aus, viele Männer bekennen sich zum Vater-Sein und involvieren sich, aber in der Praxis sprechen dann doch viele Gründe dafür, das traditionelle Bild der Rollenverteilung zu wählen, weil z.B. in ländlichen Gebieten die Betreuung für unter 3jährige kaum verfügbar ist oder weil es in den Betrieben weder Erfahrungen mit Väterkarenz gibt noch eine „Akzeptanz“ dafür, dass Vater und Mutter das Kind gemeinsam betreuen und auch beide (aber nicht in Vollzeit) arbeiten gehen.
Väterkarenz ist – so ein Glaubenssatz – schlecht für die Karriere (der Männer). Man kann aber auch fragen – was bewirkt die ungenutzte Väterkarenz für die Partnerschaft?
An dieser Stelle habe ich schon häufig darüber geschrieben, dass Paare mit kleinen Kindern das Risiko eingehen, sich stark auf die Elternebene zu konzentrieren und die Paarebene zu reduzieren. Damit einher geht der Verlust an gemeinsamer Zeit, weil ein starker Fokus auf Kind und Karriere, aber eben nicht auf das Miteinander gelegt wird. Die ungenutzte Väterkarenz verstärkt das noch. Die Mütter bleiben in der traditionellen Rolle, die Väter versuchen als Familienernährer und als Vater zu agieren – aber auch als Partner?
In meiner Praxis habe ich schon viele Fälle gesehen, in denen dieses Ungleichgewicht der Kinderbetreuung auch ein Ungleichgewicht in der Partnerschaft zur Folge hatte. In weiterer Folge gab es den Fokus auf seine Karriere und ihre Erziehungsarbeit – und dann hatten sich beide auseinandergelebt, weil die Paarebene verloren gegangen war.
Wäre es da nicht besser, wenn die Chance besteht, sich gemeinsam gleichwertig um das Kind, um die Erhaltung der Familie aber auch umeinander zu kümmern? Wäre es nicht schön, wenn auch mal die Väter die Betreuung zu Hause übernehmen und die Mama fragen, wie der Tag war, wenn diese nach Hause kommt?
Mit dem Modell der Väterkarenz gibt es die Chance auf eine gleichwertige und gleichberechtigte Involvierung von Frau und Mann in alle Aspekte des Familienlebens – zu Hause, bei der Arbeit und in der Partnerschaft. Ein Gleichgewicht ist auch für das Elternpaar als 2er-Gespann eine gute Sache.