Liebe Leserinnen und Leser,

Sie erinnern sich – ich bin schon mal eingesprungen vor ein paar Monaten für meine Frau als Gastautor für den Copala-Newsletter. Heute tue ich es wieder, aber keine Sorge, es geht ihr gut. Nicht jeder Prozess der Genesung geht ganz schnell, sondern braucht Zeit. Daher hat sie sich dieses Monat eine Pause verdient, und dazu passend habe ich etwas geschrieben. Viel Freude damit.

Wenn Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis umsehen, finden Sie dann nicht besonders viele Menschen, die ein gewisses Streben nach Zielen verfolgen? Haben nicht die meisten einen „Plan“, was sie als nächstes angehen? Befinden sich nicht die meisten der Menschen immer „auf dem Weg“?

Und was für Instrumente werden dabei eingesetzt: Mit Hilfe von technischen Geräten versuchen wir unseren Alltag hinsichtlich von Terminen und Kontakten zu optimieren. Mit Geld streben wir Konsum an. Mit Persönlichkeitstraining versuchen wir im beruflichen Umfeld weiterzukommen und mit Sportgeräten trainieren wir unseren Körper, um fitter und „besser“ zu erscheinen.

Aber wer kümmert sich eigentlich um unseren Kopf und um unsere Seele? Kommen die dann noch mit?

Wenn wir nur in die Generation unserer Eltern zurück denken und uns zum Beispiel in die 1960er-Jahre versetzen, wer hätte sich den Menschen von heute mit Handy, Laptop, Pulsuhr, Fitnessgeräten und vielem anderem mehr vorstellen können? Bedeutet das auch, dass wir dank des Fortschritts heute glücklicher und zufriedener sind oder sind wir nicht auch gestresster? Es herrscht wohl oft die Meinung vor, dass die Erreichung von Zielen glücklich macht, sei es materieller Reichtum oder beruflicher Erfolg. Psychologische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass in einer Gesellschaft, in der der Wohlstand immer stärker um sich greift und die materielle Not gelindert ist, viel mehr andere Merkmale eine wesentliche Rolle spielen.

Die Zufriedenheit und das Glück, nach dem so viele suchen, finden die meisten heute in tiefen, die Persönlichkeit prägenden, bedeutenden Erlebnissen und Erfahrungen. Wer diese Erlebnisse erfährt und neue Erfahrungen macht, der „wächst“ im psychologischen Sinne ein Stück, erweitert seine Fähigkeiten, sein Denken, seinen Horizont.

Das tut oft auch im Alltag gut, um den gewohnten Trott zu verlassen.

Dazu habe ich im Fundus meiner Frau gesucht und wir möchten Ihnen auch eine Übung an die Hand geben:

Nehmen sie ein Blatt Papier und einen Stift und schreiben am gleichen Tag jeder Woche (z.B. Sonntags Abend) die drei Erlebnisse der vergangenen Woche auf, die Ihnen am meisten innerliche Befriedigung, Wohlempfinden, innere Ruhe oder Entwicklung gegeben haben. Das kann ein gutes Gespräch mit einem Freund / einer Freundin gewesen sein, ein Spieleabend mit der Familie, ein Spaziergang im Sonnenuntergang das Lesen eines Buches auf einer Parkbank oder auch Dinge wie eine Ballonfahrt, eine Weinverkostung oder ein Kinobesuch. Dies setzen Sie über den ganzen Monat fort und haben am Ende 4 oder 5 Blätter mit jeweils 3 schönen Erlebnissen oder Ereignissen. Daraus erstellen Sie Ihre Monats-Hitliste, die Top 3 des Monats. Zu diesen 3 Erlebnissen schreiben Sie auf, was sie Ihnen bedeuten und warum etwas Prägendes daraus entstanden ist, was und warum Ihre Persönlichkeit berührt und entwickelt hat.

Diese „Hitparade“ hängen oder legen Sie an einen Platz, auf den Sie gut zugreifen können, im Büro an der Pinnwand, in eine Schublade, gefaltet ins Geldbörserl….. Und immer wenn Sie an das „Höher, Schneller, Weiter“ denken und sich nach Entwicklung für Seele und Kopf sehnen, dann holen Sie den Zettel hervor und erinnern sich daran. Natürlich können Sie diese Übung in anderen Monaten wiederholen und somit Anker dafür setzen, dass Sie als Person und Persönlichkeit Freude empfinden können, auch an kleinen aber eben sehr persönlichen, Sie betreffenden Dingen.

Wenn Sie also in Zukunft daran denken, wie Sie Glück oder Erfolg oder Zufriedenheit empfinden könnten, dann verlassen Sie doch vielleicht einmal die gewohnten Bahnen, legen Ihr Handy beiseite,, suchen sich einen Ort in der Natur oder einen Menschen, der Ihnen etwas bedeutet (bzw. eine Gruppe) und gehen auf eine „Erlebnis-Tour“. Dies kann allein oder zu zweit oder in einer Gruppe erfolgen. Wichtig ist, dass Sie nach dem Erlebnis, sei es ein Fallschirmsprung, eine Kirchturmbesteigung, eine Wildwasserfahrt, eine Fahrradtour, ein Café-Besuch, ein kulturelles Ereignis oder was auch immer, mit neuen Perspektiven und Sichtweisen gestärkt in den Alltag zurückkehren und das Gefühl haben, etwas für sich getan zu haben. Sie können sich selbst bereichern, und zwar ohne Ziel, Kontrolle und Erfolgsmessung, indem sie einfach nur etwas tun, das Sie innerlich bereichert und erfüllt.

Meine Frau hat sich angewöhnt, den Newsletter immer mit einem Zitat zu schließen und so soll es auch heute sein. Wieder habe ich mich in ihrem Fundus bedient:

„Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.“ (Leo Tolstoi)

Das Schreiben dieses Newsletters kommt jedenfalls auf die Top-3-Liste meiner Woche.

Mit zufriedenen Grüßen

Dr. Ernst-Olav Ruhle

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.