Liebe Leserinnen und Leser,

letztens durfte ich aus nächster Nähe beobachten…ein Todesfall nach kurzer, schwerer Krankheit und das, was im Anschluss geschah: frühere Kollegen aus dem Arbeitsumfeld und Vereinen sowie aus dem privaten Kreis ehrten den Toten, indem sie sich in liebevoller und umtriebiger Weise um ein schönes und würdevolles Begräbnis bemühten, standen Wache, kamen in Uniform, spendeten Blumen und Geld für eine wohltätige Organisation. Viel Engagement, Einsatz und ein würdevoller Abschied…

Ich habe mich aber gefragt: warum tun die Menschen all das? Oft ist die schnelle Antwort: „zu Ehren des Verstorbenen“. Ja, das kann ich nachvollziehen, denn einen Verstorbenen in Ehren und Andenken zu halten, ist wichtig und gut.

Aber ist das der einzige Grund? Tun nicht viele Menschen genau dies, um Ihr eigenes Gewissen zu beruhigen? Warum dieses Schaulaufen für einen toten Menschen, der dies nicht mehr wahrnehmen kann? Geht es vielleicht vielmehr darum, die eigene Befangenheit und das eigene Unwohlsein zu überdecken?

Wäre es nicht schön(er) gewesen, all diese Anteilnahme, all dieses Engagement, all diese guten Worte und Taten dem Menschen zu Lebzeiten und nicht erst „danach“ zukommen zu lassen?

Wer besucht denn gerne Menschen, die schwer krank oder sogar sterbenskrank sind? Nein, das tut man sich doch nicht so gerne an, denn es ist nicht leicht, einem Menschen gute Wort und Trost zu spenden, um den es mehr als kritisch steht.

Wir ehren die Toten, aber wir vergessen manchmal auf die Lebenden – bis sie nicht mehr da sind.

Darum lade ich Sie diesmal zu folgendem Experiment ein: denken Sie an 3 Menschen, die Ihnen nahe stehen und verabreden Sie sich zu einem Gespräch. Und dieses Gespräch beginnen Sie dann so

  • „Ich schätze an dir, dass du …“
  • „Die Eigenschaft, die ich daran schätze, ist …“
  • „Denn das bedeutet für mich, dass ….“
  • „Und dann fühle ich mich …“

Eine Möglichkeit ist aber auch, dem Menschen diese Sätze zu schreiben.

Wie Sie die Sätze ergänzen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Wenn Ihnen dieser Mensch wirklich wichtig ist, werden Sie warme und anerkennende Worte finden und einen Menschen – zu Lebzeiten – sehr glücklich machen.

Mit wertschätzenden Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.