Autor: Dr.in Nanina Freund, LL.M. (Seite 48 von 48)

Eltern – was geben Sie uns mit?

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem ersten Newsletter im neuen Jahr habe ich mich mit folgendem Thema beschäftigt:

Eltern – Was geben sie uns mit?

Manchmal kann man beobachten, dass Eigenschaften sich innerhalb einer Familie wiederholen. Forscher haben herausgefunden, dass Äußerlichkeiten jedenfalls vererbbar sind. Es besteht die Möglichkeit, Fähigkeiten oder Talente weiter zu vererben. Das Wichtigste jedoch für die Formung des Charakters und der Persönlichkeit ist die Vorbildwirkung der Eltern. Hier sollen insbesondere die ersten drei Lebensjahre eines Kindes entscheidend sein, die die Grundlage dafür bilden, wie sich das Kind dann als Erwachsener fühlt, denkt und handelt. Darüber hinaus behauptete der US-Psychologe John Watson in den 1920er-Jahren, dass er jedes Kind so formen könne, dass es zu einer Art „Spezialisten“ ausgebildet werden könne – wie beispielsweise Arzt, Rechtsanwalt, Künstler, Geschäftsmann, …

Forscher in unserer Zeit, vertreten hingegen die Ansicht, dass Kinder nicht so leicht formbar sind, wie man einst glaubte. Die Persönlichkeit eines Menschen ergibt sich vielmehr aus einer komplexen Wechselwirkung mit der Umwelt. Wenngleich dabei auch Erbanlagen eine gewisse Rolle spielen, so zeigen diese doch nur eine Tendenz, in die sich der Mensch entwickeln könne, aber nicht müsse. Genetisch bedingt haben Forscher herausgefunden, dass bei der Zeugung jedes Gen doppelt vorliegt, das heißt sowohl von mütterlicher als auch von väterlicher Seite. Nun ist es möglich, dass die Erbinformation eines Genpaares eines Elternteils ganz unterdrückt wird oder aber, dass sie sich in ihrer Wechselwirkung verstärken oder auch abschwächen. Möglich ist aber auch, dass die Genanlagen zusammen wirken und damit die Effekte verändern. Das Resultat daraus ist dann, dass ein Kind seine Veranlagungen allein vom Vater oder von der Mutter haben kann; es kann aber auch eine Mischform beider Anlagen haben. Eine weitere Möglichkeit ist nicht zu unterschätzen, nämlich dass Gene früherer Vorfahren wieder auftauchen, die in der Vorgeneration nicht aufgetreten sind. Damit können ganz neue Eigenschaften auftreten.

Damit ist aber auch klar, dass jeder Mensch höchst individuell ist.

Im Zuge von Studien über die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen über die Jahre hat sich herauskristallisiert, dass entgegen der früheren Ansicht, die Persönlichkeit nicht nur in den ersten drei Kindheitsjahren geprägt wird. Vielmehr ist die Persönlichkeit in der gesamten Jugendzeit in Bewegung. Erst danach zeigt sich eine Tendenz, dass sich diese verfestigt. Doch selbst im „Alter“ sind immer noch Umbrüche möglich.

Oft hört man, dass Kinder meinen, ihren Eltern immer ähnlicher zu werden. Dies ist in der Forschung jedoch noch nicht belegbar. Es ist zuzugestehen, dass die zunehmende Ähnlichkeit dadurch entstehen kann, dass man sich in jungen Jahren mehreren Lebensstufen von den Eltern entfernt fühlt. Es liegen die Schule, Berufsfindung, Familiengründung etc. vor einem. Später wird das Leben beständiger, die Lebensphasen und die Wahrnehmung gleichen sich an jene der Eltern an. In dieser Phase findet man mehr Übereinstimmungen.

Wie sieht dies mit Geschwistern aus? Ähnlichkeiten wurden festgestellt über das Verständnis von Humor. So zeigte sich, dass Kinder, die in einem gleichen Haushalt aufgewachsen sind, ein ähnliches Verständnis davon haben, was witzig sei. Anders ist dies jedoch bei Essensvorlieben, sozialen und politischen Haltungen sowie der Meinung zu körperlicher Aggressivität. Irrig ist jedenfalls die Annahme, dass Eltern ihre Kinder „gleich“ erziehen können. Selbst wenn sie dies wollten, wäre es nicht möglich, da Kinder von Geburt an verschieden sind. Eines ist auch gewiss, dass Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen. Oft fragt man sich: Wer prägt hier eigentlich wen?

Kinder wie Erwachsene wählen sich ihre Umwelt so weit wie möglich selbst aus. Sie gestalten sie dann ihrer Eigenart entsprechend. Folglich haben sie erheblichen Einfluss darauf, was sie formt und was nicht.

Eltern müssen akzeptieren, dass sie ihr Kind nicht auf direktem Weg ändern können. Sie können ihrem Kind immer nur ein Angebot machen und die Umwelt so weit wie möglich an das Kind anpassen. Als Eltern bieten wir unseren Kindern uns selbst an: die Art zu sprechen, Gefühle zu zeigen oder zu verbergen, Schwierigkeiten anzugehen, Abhängigkeit und Unabhängigkeit zu leben, Werte einzufordern und vorzuleben. Darüber hinaus verschaffen wir Kindern den Zugang zu ganz bestimmten Umwelten: zu Mitmenschen, zur Natur, Spielzeugen, Kindergärten, Schulen, Stadtvierteln. Das Kind selbst wählt aus, wovon es sich beeinflussen lässt und was von ihm abprallt.

Das bedeutet aber auch, dass nicht die Kindheit die Quelle aller Probleme ist und wir negative Erfahrungen/Erlebnisse nicht immer und ausschließlich auf unsere Eltern schieben können bzw. unsere Kinder auf uns als Eltern. Es gibt hierzu übrigens ein sehr schönes Buch von Ben Furman – „Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben“.

Vielleicht helfen Ihnen diese Einblicke sowohl aus Sicht der Eltern, aber auch aus Sicht der Kinder weiter; schließlich waren wir alle ja auch einmal in der Rolle des Kindes.

Herzlichst,

Natascha Freund

Quelle: GeoWissen Nr. 34/2004

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff „Newsletter bestellen“.

Für Familien

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinen Beratungen habe ich zunehmend festgestellt, dass Familien erst dann Beratung suchen, wenn sie ein Problem feststellen, oder lassen Sie es mich anders ausdrücken, wenn das Problem schon in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium ist. Muss es erst soweit kommen? Kann ich nicht schon im Vorfeld den Kurs in eine andere Richtung steuern?

Für Familien

Ich möchten Ihnen eine Übung vorstellen, mit der Sie Harmonie in der Familie schaffen können. Die Wintertage eignen sich ideal zum Sammeln von Blättern, Kastanien und dergleichen. Gehen Sie doch mit der gesamten Familie an einem Sonntagnachmittag spazieren und sammeln Sie, was Sie so am Weg finden.

Zu Hause nehmen Sie sich dann Papier und farbige Stifte zur Hand. Jeder bemalt ein Stück Papier, verziert es mit einem Muster oder mit einem gefunden Blatt, Kastanie oder dergleichen. In weiterer Folge fügen Sie die einzelnen erstellten Kunstwerke zu einem Ganzen zusammen. Damit finden sich alle Familienmitglieder in einem Gesamtbild wieder. Sie können in der Mitte beispielsweise einzelne Fotos der Familienmitglieder aufkleben.

Mit dieser Übung entsteht eine herrliche Familiencollage. Diese Collage ist individuell gestaltet und repräsentiert Sie als Familie. Vielleicht wollen Sie diese Collage dann auch sichtbar zu Hause aufhängen, so dass alle Familienmitglieder an einen netten Sonntagnachmittag erinnert werden.

Diese Übung habe ich schon oft in meinen Beratungen Klienten empfohlen. Ich bin immer wieder überrascht, welches positive Feedback die Übung bringt. Über eine Rückmeldung  mit Ihren Erfahrungen würde ich mich auch sehr freuen!

Übrigens – diese Übung lässt sich nicht nur mit Kindern ausprobieren, diese kann auch spannende Ergebnisse mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner oder einer Freundin/einem Freund bringen.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und eine schöne Vorweihnachtszeit mit all Ihren Lieben.

Herzlichst,

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Für Paare

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Newsletter habe ich mich mit der Frage der Partnerwahl beschäftigt. Lassen Sie sich vom Titel aber nicht abschrecken, auch wenn Sie vielleicht „single“ sind. Ihre persönlichen Erkenntnisse aus der eigenen Analyse lassen sich auch bei der Wahl von Freundschaften anwenden.

Für Paare

Es gibt Hunderte von Theorien über das menschliche Partnerwahlverhalten. Während die einen davon ausgehen, dass man grundsätzlich immer das Gegenteilige zu einem selbst sucht („Gegensätze ziehen sich an“), meinen andere beispielsweise, dass wir in dem Partner jene Eigenschaften suchen, die wir selbst schon erfahren haben, beispielsweise durch die Mutter, den Vater oder sonstige bisherige Wegbegleiter („Gleich und gleich gesellt sich gern“).

Beim ersten Eindruck kann es wichtig sein, welchen sozialen Rang der oder die mögliche Partnerin in Bezug auf die Attraktivität der Berufe hat. Hinzu kommt auch der Bildungsstand, die materiellen Besitzgüter, die Art des Kontakts zu anderen Menschen, der reale Altersunterschied und aber auch wie wir sie oder ihn erleben. Forschungen über das Wahlverhalten in Bezug auf Partner haben herausgefunden, dass in diesen äußeren Merkmalsbereichen eine hohe Übereinstimmung gesucht wird und diese wahrscheinlich auch eine Bedingung für das längerfristige Gelingen einer Partnerschaft ist.

Bei der Wahl unserer Partner können wir bestimmte Muster erkennen, nach denen wir schon einmal ein Misslingen erfahren haben. Bernhad Macz unterscheidet ins einem Buch „Rituale alltäglichen Glücks“ folgende Gruppen:

  1. Sicherheitswahl: Sie wählen einen Partner, bei dem Sie sicher sein können, dass er Sie nie verlassen wird. – „Er/Sie bekommt sowieso keine(n) andere(n).“
  2. Überlegenheitswahl: Sie wählen einen Partner, der von vorn herein so überlegen ist, dass durch diese Ungleichheit ein Verlassen werden sehr wahrscheinlich ist. Das Interessante daran ist, dass selbst wenn das Endergebnis, welches schmerzhaft und tragisch ist doch auch als lustvoll erlebt werden kann.  – „Ich hab es ja gewusst, dass er/sie mich verlassen wird.“
  3. Ähnlichkeitswahlen: Sie wählen einen Partner, der mit Ihnen oder einem Elternteil eine große Ähnlichkeit aufweist, so dass eine freie Entwicklung sehr unwahrscheinlich ist.
  4. Unterschiedlichkeitswahlen: Der Unterschied zwischen den eigenen Mustern und jenen des Partners ist so groß, dass eine Verständigung nicht möglich scheint und somit ein Scheitern vorprogrammiert ist.

 Egal nach welchen Kriterien Sie ihren Partner wählen, seien Sie sich bewusst, dass Lebewesen nie vollkommen zueinander passen. Zueinanderpassen ist kein endgültiger Zustand. Vielmehr ist es ein Prozess der Annäherung. Es kann auch nicht von vorn herein gesagt werden, dass Verschiedenheit eine feste Beziehung unmöglich macht. Es kann aber vielleicht festgestellt werden, dass Gegensatzpartner mehr in ihrer Beziehung arbeiten müssen als andere.

 Vielleicht wollen Sie folgende Übung ausprobieren:

  • Wie und nach welchen Kriterien habe ich meinen letzten Partner ausgewählt?
  • Waren mir meine Wahlkriterien bewusst?
  • Welches sind mir die wichtigsten Gesichtspunkte bei der Partnerwahl?
  • Abschließend fragen Sie sich doch wie viel Übereinstimmung Sie selbst brauchen, suchen Sie eher einen Gegensatzpartner oder eher einen Übereinstimmungspartner und nehmen Sie sich ernst bei Ihren eigenen Bedürfnissen?

 In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim „Analysieren“.

 Herzlichst,

Natascha Freund

Für mich

Liebe Leserinnen und Leser,

der Herbst hat begonnen…nun auch kalendarisch. Die Tage werden kürzer, die Blätter fallen von den Bäumen, es regnet gelegentlich. Zeit sich zum Beispiel mit einer Tasse Tee auf das Sofa zu setzen und zu philosophieren…

 Für Mich

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, „warum bin ich eigentlich so wie ich bin“?

Zugegeben, jeder von uns hat wohl seine eigene Art die Welt zu betrachten, bestimmte Dinge zu sehen, hören oder zu empfinden. Ist das bereits Teil unserer Persönlichkeit? Wie auch immer wir es nennen wollen, nicht immer sind wir mit all unseren Eigenschaften gleichermaßen zufrieden. Hinterfragen wir unsere Persönlichkeit nicht immer dann, wenn uns andere Charakterzüge bei Mitmenschen besonders auffallen? Dies kann sowohl im Positiven als auch im Negativen sein.

Warum sind eigentlich Menschen überhaupt so grundverschieden? Es gibt zahlreiche Studien hierzu. Die US-Psychologen Gordon Allport und Henry Odbert fanden beispielsweise 1936 heraus, dass jeden Menschen fünf Persönlichkeits-Achsen kennzeichnen, auf denen sich all seine Charakterzüge finden. Diese „Big Five“ gelten heute als die verlässlichste Art, Persönlichkeiten zu beschreiben. Es handelt sich hierbei um folgende Unterscheidungen:

  • Extraversion: Sind Sie gesellig, handeln spontan und reden viel?
  • Verträglichkeit: Sind Sie kooperativ, umgänglich und mitfühlend?
  • Neurotizismus: Sind Sie stets besorgt, angespannt und fühlen sich leicht gekränkt?
  • Gewissenhaftigkeit: Sind Sie organisiert, selbstdiszipliniert und haben Durchhaltevermögen?
  • Offenheit: Sind Sie interessiert an vielem und lieben das Ungewöhnliche?

Wichtig ist, dass wir nicht einer „Unterscheidung“ zu 100% folgen; es sind stets Mischformen gegeben. Vergessen Sie dabei nicht, dass die Basis für so manche Verhaltensmuster, sich über Generationen wiederholt. Darüber hinaus werden wir von unserer Umwelt und von unseren Erfahrungen geprägt. Das ist auch der Grund, warum wir mit bestimmten Begriffen ganz konkrete Vorstellungen verbinden oder ganz bestimmte Schlussfolgerungen ziehen. Wesentlich ist zu wissen, dass wir diese haben, weil wir eben unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Kennen Sie jemanden, der die gleichen Dinge wie Sie erlebt hat? Wirklich ganz gleich?

Lust auf ein Experiment?

Fragen Sie einmal einen Freund, Nachbarn oder Arbeitskollegen – „Wie sieht für dich „Erfolg“ aus?“

Sie werden feststellen, dass, je mehr Leute Sie fragen, umso mehr unterschiedliche Antworten Sie erhalten. Die Ursache liegt darin, dass wir unterschiedliche Erfahrungen im Laufe unserer Zeit gemacht haben. Diese Erfahrungen prägen uns.

Carlo Levi hat einst gesagt: „Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht.“

Ganz egal, wie Sie ihre Erfahrungen bewerten – seien Sie sich ein gewiss – „Sie sind gut so, wie Sie sind!“

 Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen einen schönen Herbst.

Herzlichst,

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff „Newsletter bestellen“.

Neuere Beiträge »