Kategorie: Coaching (Seite 33 von 34)

Was heißt heute Familie?

Liebe Leserinnen und Leser,

Vater, Mutter, Kind(er) – das war von Kindesbeinen an mein Begriff von Familie. Doch auch dieser Begriff unterliegt, wie vieles einem Wandel.  Schauen wir doch mal auf Wikipedia, dann wird es schon komplexer:

„Familie (von lateinisch famulus „Diener“ bezeichnet soziologisch eine durch Partnerschaft, Heirat, Lebenspartnerschaft, Adoption oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft, im westlichen Kulturraum meist aus Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie Kindern bestehend, gelegentlich durch weitere, mitunter auch im selben Haushalt lebende Verwandte oder Lebensgefährten erweitert.“

Ursprünglich gab es die Großfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Kindern, Großeltern, Verwandtschaft und Dienstpersonal. Über die Jahrhunderte hinweg schrumpfte die Familie. Ist die Konstellation Vater-Mutter-Kind nur mehr eine Fiktion?

In der Zeitung „Die Zeit“ erschien dazu am 15.10.2015 ein Artikel („Soll das eine Familie sein?“), die das Spektrum an Möglichkeiten aufzeigt, was heute eine Familie sein kann:

Wolfgang, der 30 Jahre lange katholischer Priester war, bevor er sich für das Leben mit seinem Mann Peter entschied und zum evangelischen Pfarrer wurde;
Susanne, die die Aufteilung der Kinder wochenweise mit dem von ihr  getrennten (Ex)-Partner  als „unordentliches Theater“ beschreibt und über das Alleinerziehen schreibt, das oft  „das Ende einer zermürbenden Auflösung aller einstigen Hoffnungen, Sehnsüchte, Gefühle“ bedeutet;
Evelyn, die ohne Kinder mit ihrem Liebsten lebt. Ist das eine Familie?
Sabine hat vor 23 Jahren eine Wohngemeinschaft gegründet. Ihr Wohnpartner von damals hat geheiratet, Sabine auch; in Summe haben sie drei Kinder und Sabines Schwester und ihr Patenkind leben auch dort. Sind diese 9 Personen eine Familie?
Und da hätten wir auch noch die „Regenbogenfamilie“: Zwei Väter, zwei Mütter und zwei Kinder. Andreas hat mit Elisabeth zwei Kinder. Heute leben Andreas mit Werner und Elisabeth mit Julia zusammen. Die Kinder sind jedes zweite Wochenende bei ihrem leiblichen Vater und Bonuspapa; die übrige Zeit verbringen sie mit ihrer leiblichen Mutter und Bonusmama.
Ehen sind heute häufig zu Lebensabschnittspartnerschaften geworden, die sequentiell aufeinander folgen. Ehe ist nicht mehr lebenslang und nicht mehr unbedingt auf zwei Beteiligte beschränkt. In Nordamerika wird diskutiert, ob Ehe ein Bund aus nur zwei Menschen bleiben soll. Warum nicht zwischen einem Mann und mehreren Frauen oder einer Frau und mehreren Männern?

Es hat sich in diesem Zusammenhang auch viel im Adoptionsrecht getan.  Ursprünglich konnte nur ein Ehepaar ein Kind adoptieren. Heute gibt es die Unterscheidung zwischen Fremd- und Stiefkindadoption. Letzteres ist auch in Lebensgemeinschaften und eingetragenen Partnerschaften möglich.  Und war da nicht Gabriele Pauli, die Landrätin aus Fürth / Bayern, die vorschlug, dass Ehen alle 7 Jahre auf den Prüfstand sollen, so eine Art „Ehe-TÜV“?

Sind Sie jetzt ratlos und wissen nicht, was Familie ist?

Das verbindende Element ist wohl, dass alle Konstellationen auszeichnet, dass es  Menschen gibt, die aus eigener Entscheidung oder aus Gründen der Abstammung miteinander verbunden sind – als Partner, als Eltern, als Kinder. Vielleicht ist ja Familie dort, wo „Liebe“ oder zumindest „Zusammenhalt“ ist?

Was auch immer Familie für Sie ist, für andere kann es etwas ganz anderes sein und wir tun gut daran, offen zu sein für das, was Familie sein und vor allem, was sie den verbundenen Menschen geben kann.

Nun lade ich Sie ein zu überlegen, wer zu Ihrer Familie gehört: vielleicht ist es die Nachbarin aus dem 2. Stock oder die Großmutter ihrer besten Freundin oder auch die Freundin ihres Neffen. Hauptsache, Sie fühlen sich dabei gut.

Mit familienfreundlichen Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Sie waren mir von Anfang an sympathisch …

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie auch dieses Gefühl…Sie treffen jemanden zum ersten Mal und aus einem für Sie zunächst nicht erklärbaren Grund, ist Ihnen dieser Mensch sofort sympathisch? Bei anderen Begegnungen dauert es oft länger – Wochen oder sogar Monate – bis wir uns mit einer Person wirklich wohlfühlen. Warum ist das so? Und – kann man das beeinflussen?

Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass wir erst Vertrauen erwerben müssen. Wir wollen die/den andere(n) kennenlernen, das Gemeinsame finden, eine emotionale Verbindung schaffen. Dazu muss jemand beginnen, diesen „Vertrauensvorschuss“ zu geben.

Gehirnuntersuchungen haben gezeigt, dass bei „Sympathie auf den ersten Blick“ der Überträgerstoff Dopamin so außerordentlich aktiv arbeitet, als stünden wir unter Drogen.

Ist das ein Zufall oder können wir solche Momente sogar fördern?

Die Antwort lautet – ja – wir können solche Momente herbeiführen. Doch lassen Sie mich zuvor noch von den beiden Wirtschaftswissenschaftler Keith Murnighan und Donald Conlon berichten, die die Organisationsdynamik von Streichquartetten untersucht haben. Sie wollten herausfinden, warum manche Streichquartette erfolgreicher waren als andere.

Der Grund lag nicht, wie man vermuten könnte, in der reinen musikalischen Fähigkeit, nein, es war vielmehr die Dynamik in der Gruppe. Die Mitglieder unterstützen sich mehr und applaudierten sich auch gegenseitig. Meinungsverschiedenheiten wurden ausdiskutiert; im Vordergrund stand stets die gemeinsame Sache, nicht jedoch die persönliche Profilierung. Jeder wusste – gemeinsam, d.h. nur mit den Fähigkeiten und dem Einbringen aller, war gemeinsamer Erfolg möglich.

Daraus folgt die Frage: Wenn wir alle zu sehr auf uns konzentriert sind, wenn wir für uns immer „ein Solo“ spielen, ist das der Grund dafür, dass sich keine „sympathisches Balance“ einstellen kann?

Was sind also die Bedingungen und Voraussetzungen, die Sympathie fördern – jeder für sich, in ihrem/seinem gewünschten Ausmaß – im privaten, wie auch im beruflichen Kontext?

  • Ähnlichkeit

Ähnlichkeit führt zu größerer Sympathie. Das macht wohl auch den Gruppeneffekt aus – sei es im Zuge einer Ausbildung, einem Arbeitsteam oder den Zuhörern bei einem Konzert. Je mehr Ähnlichkeiten uns mit anderen Menschen verbinden, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir uns mit dieser Person gut verstehen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

Ebenso verhält es sich, wenn wir eine schwierige Lebensphase gemeinsam mit jemandem durchgestanden haben. Das ist eine intensive gemeinsame Erfahrung, baut emotionale Barrieren ab, die wir oft aus Schutzgründen errichtet haben.

Diese Effekte lassen sich beispielsweise gut in Teams umsetzen, insbesondere dann, wenn nicht die Fähigkeiten eines Solisten oder das Schicksal einer Person im Vordergrund stehen.

  • Verletzlichkeit

Glauben Sie, dass wenn Sie sich verletzlich zeigen, andere von Ihnen glauben könnten, Sie seien schwach?

Tatsächlich sind Verletzlichkeit und Selbstoffenbarung im zwischenmenschlichen Kontakt ein Zeichen der Stärke. Mal ehrlich, wie viele Menschen kennen Sie, die Verletzlichkeit zulassen? Wenige? Woran liegt das? Haben wir verlernt, einer anderen Person zu vertrauen?

Was wäre, wenn ich Verletzlichkeit zulassen würde?

Verletzlichkeit kann also Sympathie erzeugen, denn einer offenbart sich dem anderen und der andere lässt sich davon berühren. Zugegeben, nicht in jedem beruflichen Haifischbecken ist diese Situation gegeben.

  • Nähe

Wie viel Nähe lassen Sie in Ihrem Leben zu? Ist das Gespräch, das Sie mit dem Nachbarn über scheinbar unbedeutende Dinge im Fahrstuhl führen, nicht doch auf irgendeine Art bereichernd für Sie?

In diesen Situationen können Sie Verbindung eingehen und Kontakt aufbauen – ohne auf ein Geben und Nehmen zu achten. Es wird von Ihnen nichts erwartet und Sie können auch nichts verlieren, aber Sie können durch das Zulassen dieser Nähe einen Grundstock an Sympathie mit anderen Menschen aufbauen – indem sie sich einfach und offen im Alltag zeigen.

  • Präsenz

Wünschen Sie sich nicht auch manchmal, dass Ihnen der Gesprächspartner mehr das Gefühl gibt, Ihnen zuzuhören? Wie sieht es mit Ihnen aus – sind Sie bei jeder Kommunikation – egal mit wem (!) –  immer vollkommen präsent?

Achten Sie auf Augenkontakt und darauf, dass Sie Ihr Gegenüber gut verstehen – oder hoffen Sie, dass das Gespräch bald vorbei ist?

 

Anhand dieser 4 nur beispielhaft angeführten Merkmale, die alle in Ihrer Hand liegen, können Sie in der Situation jeweils auf andere Menschen zugehen, diesen Menschen Raum geben und sie einladen, näher zu kommen. Sie schaffen eine persönliche Atmosphäre und sind „da“, ohne etwas darstellen zu müssen oder „zu glänzen“. So wird Sympathie entstehen, wenn Sie diesen Vertrauensvorschuss gewähren.

Ich schließe diesen Newsletter mit einem Zitat von Khalil Gibran:

„Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird.“

Mit sympathischen Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Quelle: Psychologie Heute, Heft 34, 2013.

Handymania

Liebe Leserinnen und Leser,

im Urlaub bin ich viel mit dem Zug durch Skandinavien gereist und habe einige interessante Beobachtungen gemacht:

Ein Mädchen, vermutlich um die vier Jahre alt, spielte auf ihrem schicken, in rosa Hülle eingepackten iPad. Sicher waren kindergerechte Spiele darauf, denn das Mädchen ließ doch gleich alle Fahrgäste an ihren Spielen teilhaben, war die Musik dieses Gerätes doch auf volle Lautstärke eingestellt. Der Vater saß neben dem Kind und war selbst an seinem elektronischen Gerät beschäftigt. Hinter den beiden saßen zwei ältere Damen. Diese unterhielten sich in dänisch, schwedisch oder war es doch norwegisch…ebenso lautstark. Worin lag also der Unterschied? Warum fand ich das Spiel des Kindes so erschreckend, während ich bei der lautstarken Unterhaltung der älteren Damen die Sprachmelodie genoss?

Im Hotel…nahezu alle Hotelgäste, ob jung oder alt sind während oder zumindest nach dem Frühstück an ihren mobilen Geräten aktiv. Erschreckend? Ja, das dachte ich mir anfangs auch, doch dann fragte ich mich, worin liegt der Unterschied zu Menschen, die in ihre Zeitungen vertieft sind?

Und in der Stadt…wie von Geisterhand gesteuert, weichen die gehenden Menschen beweglichen und unbeweglichen Hindernissen wie Hydranten, Litfaßsäulen und Straßenschildern aus, während sie nach unten auf ihre Smartphone starren. Sie sind hier – und doch gleichzeitig woanders?

Ist das alles nur der Gang der Zeit, eine normale Entwicklung wie jene von Brief zu E-Mail oder Pferdewagen zu Auto?  Vereinsamen wir vor unseren computerähnlichen Geräten oder können wir gerade dadurch mit mehr Menschen in Kontakt bleiben als wir es in einem persönlichen Gespräch könnten?

Die Glücksforschung sagt dazu, dass es für das Glück darauf ankommt, dass wir in langfristigen guten Beziehungen leben. Gute soziale Kontakte sind wichtig. Aber gibt es die nicht auch auf Facebook? Elektronische Spiele, E-Mails und Nachrichten in sozialen Medien verschaffen uns eine kurzfristige Befriedigung, aber keine nachhaltige Bindung. Wieviel  Kontakte bzw. Follower haben Sie eigentlich auf Xing, Facebook, Twitter…oder wie die sozialen Medien alle heißen?  Und …. Kennen Sie diese Menschen wirklich? Am Ende sind es die gemeinsamen Erfahrungen, Erinnerungen, das gute Gespräch, die persönliche Betroffenheit, vielleicht auch Mitleid und geteilte Freude , die viel mehr geben als ein rechteckiges Gerät mit einer Textausgabe über den Bildschirm.  Gefühle sind vielleicht der Schlüssel,  Gefühle wie Interesse, Zorn, Angst und auch Freude. Diese Gefühle können wir derzeit nur zwischenmenschlich leben, aber vielleicht bringt uns die neue Technologie auch hier eine Änderung…und demnächst tröstet mich das iPad, wenn ich über den Verlust meines Freundes dem iPhone weine….

Mit reisenden Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Wie viel Medienzeit braucht mein Kind?

Liebe Leserinnen und Leser,

die Weihnachtszeit…sie naht mit riesen Schritten…und damit auch die Wunschlisten unserer Kinder. Elektronische Medien sollen ja wieder hoch im Kurs stehen. In diesem Zusammenhang stellt sich mancher die Frage, wie viel Mediennutzung ist gut für mein Kind? Medien sind vielfältig, daher konzentriere ich mich im Folgenden auf ein besonders beliebtes Exemplar dieser Gattung – das Mobiltelefon.

Wissenschaftler von der Universität Bonn haben eine App entwickelt, um zu erforschen, wie häufig, wie lange und zu welchem Zweck User ihr Mobiltelefon zur Hand nehmen. Wer die entwickelte App herunterlädt, erlaubt dem Institut für Informatik der Universität Bonn diese Nutzungsdaten auszuwerten.

Es wurden die Daten von 60.000 Smartphone-Nutzern ausgewertet. Das Ergebnis: Zweieinhalb Stunden beschäftigten sie sich täglich mit dem Smartphone, Jugendliche sogar drei. Auch beim Abendessen mit dem Partner oder bei der Arbeit griffen die Probanden zum Handy, scrollten durch Nachrichten, checkten Mails. Unter den geöffneten Anwendungen seien besonders häufig Apps wie Facebook, WhatsApp und Pokerspiele genutzt worden. (Siehe näheres unter http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/digitaler-burnout-zu-viel-smartphone-macht-ungluecklich-a-1056361.html).

  • Was denken Sie über diese Information?
  • Finden Sie sich darin wieder?

Besonders zum Nachdenken bringt mich die Erkenntnis vom Leiter der Ambulanz der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bochum Bert te Wildt. Er geht davon aus, dass beim Scrollen über den Handyscreen die gleichen Stoffwechselvorgänge im Gehirn aktiviert werden wie bei Drogensüchtigen. Die ständige Kommunikation mit Freunden oder Arbeitskollegen über soziale Medien wie Facebook scheine dabei das größte Suchtpotenzial auszumachen. „Denn dort erhalten wir Aufmerksamkeit und Anerkennung“, so te Wildt.

  • Wie viel an Medienzeit ist für unsere Kinder (noch) gut?

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat in einem Interview die provokante, aber durchaus berechtigte Frage gestellt „hat das Mobiltelefon unser soziales Leben bereichert, oder war es bisher nur ein Versuch, der Einsamkeit zu entgehen?“ (siehe „Das handysüchtige Kind“ in derstandard.at). Einerseits prägt uns der Hunger nach sozialem Kontakt, aber warum vermeiden wir andererseits den nahen Kontakt zu unserem Partner und Kindern, denn das tun wir, wenn wir uns mit dem Mobiltelefon beschäftigen, anstatt uns mit dem Menschen, der am Tisch gegenüber sitzt, zu unterhalten.

In meinem Bekanntenkreis habe ich beobachtet, dass es kaum ein Treffen gibt, in dem nicht einer an seinem Handy etwas „nachsieht“. Wir treffen einander, um gemeinsame Zeit zu verbringen und die erste Tat ist, dank des Handys gleich wieder woanders, in virtuellen Welten, zu sein, als hier…was mir der Blick aufs Handy unseres Gastes verriet…

  • Wie oft sehen Sie während eines Tages auf Ihr Handy?

Der Psychiater Paulus Hochgatterer vertritt die Ansicht, dass es ganz normal ist, wenn Jugendliche mit dem Handy am Morgen aufstehen und abends zu Bett gehen. Facebook macht nicht die Kinder krank, sondern die Eltern, weil sie mit dem Erfahrungstempo der Kinder nicht umgehen können. Hochgatterer bewertet es auch als normal, wenn Dreijährige auf dem iPad ein elektronisches Bilderbuch „wischen“. Diese Dinge, so Hochgatterer, seinen normale Adaptionsprozesse (Hochgatterer: „Facebook macht nicht die Kinder krank, sondern die Eltern“, in derstandard.at).

Ich folge Jesper Juul mit seiner Einschätzung, dass die Situation mit Handy und Tablet so neu ist, dass es uns in der Familie noch nicht gelungen ist, diesbezüglich „Kultur“ zu entwickeln. Es braucht wohl die Erwachsenen, die durch ihr eigenes Verhalten den Ton angeben und damit als Rollenmodell Vorbildwirkung haben…

Vielleicht wollen Sie zu Hause Medienzeit für die Handynutzung für alle einführen? In dieser Zeit ist es okay, sich am und mit dem Handy zu beschäftigen, Mails zu checken, im Internet zu surfen, etc.

Am Wochenende, in den Ferien und jedenfalls zu den Mahlzeiten sind Handy, Tablet udgl. – vielleicht sogar an einem gemeinsamen Ort im Haushalt – „geparkt“ und im besten Fall sogar ausgeschaltet. Es ist Familienzeit – Zeit für das Miteinander!

Es liegt an Ihnen, wie Sie die Medienkultur in Ihrer Familie leben wollen. Vielleicht bedarf es mehrerer Anläufe, Veränderungen und Anpassungen bis Sie Ihren Weg gefunden haben. Edison brauchte nahezu 2000 Versuche bis er die Glühbirne erfunden hatte. Insofern schließe ich diesen Newsletter mit einem Zitat von Thomas Alva Edison (1847-1931):

„Ich bin nicht entmutigt, denn jeder erkannte Irrtum ist ein weiterer Schritt nach vorn.“

Mit erkenntnisreichen Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Über die Freundschaft …

Du bist nicht hart im Nehmen,
du bist beruhigend weich,
dich nicht zu mögen ist nicht leicht,
du bist kein Einzelkämpfer,
du bist so herrlich schwach,
vertrau‘ mir und benutz mich
wozu sind denn schließlich Freunde da?
Wozu sind Freunde da?
(„Freunde“, PUR)

Liebe Leserinnen und Leser,

unlängst habe ich in der Zeitschrift „Der Spiegel“ (Ausgabe 1/2015) einen Artikel gelesen, der Freundschaft als einen dritten Weg bezeichnet, nachdem sich die traditionelle Familie als brüchiges Modell erwiesen hat. Mehr als 50% der geschlossenen Ehen werden heutzutage geschieden. Familienkonstellationen im klassischen Sinn – Vater, Mutter, Kind – erweisen sich als wenig stabil.

Gibt es allgemeingültige Vorgaben, wie Freundschaft zu funktionieren hat? Solche gibt es jedenfalls zu Ehe und Familie; auch gibt es hierzu öffentlich geäußerte Werte. Was hingegen Freundschaft bedeutet und wie diese gelebt wird, bestimmen alleine die Beteiligten und Freundschaften können die unterschiedlichsten Formen aufweisen.

Bei dem Gedanken an Freundschaft, an einen lieb gewonnen Freund oder Freundin, erhellen sich zumeist die Gesichter der Befragten. Mit Freundschaft verbinden wir die Erinnerung an gemeinsam gefeierte Partys, gemeinsam durchgestandene Krisen, Hilfestellung in traurigen Momenten oder jemanden, der / die da ist, wenn man es braucht. Freundschaften entstehen in der Regel im Kontext eines gemeinsamen Erlebens einer Situation oder über einen längeren Zeitraum (zB Schulzeit), in räumlicher Nähe und fußen – zumindest teilweise – auf gemeinsamen Werten.

Die Erwartungen an Freundschaft sind oft aber so hoch, dass sie auf Dauer nur schwer erfüllt werden können. Im Endeffekt ist es im Vergleich zu Familie oder Ehe nicht einfacher und auch nicht belastungsärmer. Baut Freundschaft nicht auf sehr viel Toleranz auf? Ich darf sein, wie ich bin, darf meine Meinung sagen…aber der/die andere auch… Verkraften wir das auch immer oder treten wir den Rückzug an, wenn das Gegenüber nicht so reagiert, wie wir uns das vorstellen? Wie bereit sind Sie, sich voll und ganz auf das Gegenüber einzustellen? Kann man Konflikte in einer Freundschaft ausschließen? Fällt es leichter jemandem die „Freundschaft“ zu kündigen, als sich von Familie oder Liebespartner zu trennen?

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. In meiner Kindheit gab es noch sog. Brieffreundschaften. Warten wir heute noch auf einen Brief? Es gibt E-Mail, SMS oder WhatsApp….der Austausch erfolgt in kurzen Worten; mehr Zeit ist nicht vorhanden. Eigentlich ist man oft gedanklich gar nicht dort, wo man sich körperlich aufhält. Was bedeutet das für unser Zusammenleben und was bedeutet es für die Nachhaltigkeit menschlicher Beziehungen?

Der Psychotherapeut Wolfgang Krüger geht davon aus, dass es im Leben drei echte Freundschaften gibt. Haben Sie auch diese Erfahrung gemacht?

Um Freundschaften lebendig zu halten und sie zu „beleben“, darf jeder Beteiligte einen Beitrag leisten. Ebenso wie Liebe nicht selbstverständlich ist, ist auch Freundschaft nicht selbstverständlich. Bei Paaren erlebe ich in der Beratung sehr oft, dass sie nicht bereit sind, sich auf den/die andere(n) einzustellen, die Eigenheiten zu akzeptieren und das zu geben, was der/die andere gerade braucht, auch wenn man selbst etwas ganz anderes benötigt. Warum sollen Menschen dann dazu bereit sein, dies in einer Freundschaft zu leben?

So wie in Beziehungen so wird auch der Widerspruch einer Freundschaft erst sichtbar, wenn es „kritisch“ wird. Es gibt Studien darüber, dass Freundschaften dann auseinandergehen, wenn es einem Teil dauerhaft und ohne Hoffnung auf Besserung schlecht geht, wie z.B. bei der Diagnose einer unheilbaren Krankheit.

Freunde sind aber auch Lebenszeugen. Mit einer zunehmend loser gewordenen Freundschaft verblasst auch die Erinnerung an Geschichten aus dem eigenen Leben.

Zu einer Freundschaft gehören mindestens zwei. Es ist wohl ein ständiges Geben und Nehmen. Ich habe auch festgestellt, dass Freunde gute „Spiegel“ unserer selbst sind. Sollten dies nicht die Menschen sein, die ohne Angst vor Konsequenzen sagen dürfen, was sie wirklich denken? Das kann uns helfen, wenn wir mal wirklich nicht mehr weiterwissen und einfach eine ehrliche Meinung brauchen. Entfremdung ist heute ein Problem in vielen menschlichen Beziehungen, gut gepflegte Freundschaften brauchen Einsatz, sind nicht immer ohne Friktionen, aber sie bleiben nah.

In diesem Sinne schließe ich diesen Newsletterbeitrag mit einem weiteren Zitat von PUR

Wir kosten uns Nerven,
tauschen Ideen und manchmal aus das letzte Hemd,
philosophieren und saufen und werden uns nie mehr fremd
(„Freunde“, PUR)

Herzliche Grüße, Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »