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Sind Väter die „neuen Mütter“?

Die Rolle der Väter ändert sich…so auch in Bezug darauf, wenn die Familie auseinandergeht.

In der Zeitschrift der „Spiegel“ (Nr 27/2017) brachte die Psychoanalytikerin Inge Seiffge-Krenke, diese Entwicklung auf den folgenden Punkt:

Durch sich wandelnde Familienbilder und Erwartungen an Mütter und Väter sowie auch gesellschaftliche Veränderungen, bringen sich Väter heute mehr, aber eben auch anders als „Mütter“, in die Kindererziehung ein. Die Psychoanalytikerin kommt zu dem Ergebnis, dass Väter auf dem Weg zu einem „Mutter-Imitat“ seien und das hat eine Reihe von Konsequenzen. Sie führt folgende Beispiele an:

  • Die Welt und insbesondere Frauen brauchen die Männer nicht mehr zum Kinderkriegen, aber dennoch werden sie zunehmend auf dem ureigensten Gebiet ihrer Kompetenz angegriffen (der Artikel erwähnt das Beispiel des vom Vater zur alleinerziehenden Mutter heimkommenden Buben, der der Mutter stolz den Kuchen zeigt, den der Vater und er gebacken haben. Reaktion der Mutter: Mistkübel auf – Kuchen hinein – Mistkübel zu).
  • Das Verhältnis von Müttern zu ihren Kindern – insbesondere zu Töchtern – verändert sich, weil Väter ihre Töchter oft anders und stärker fordern und fördern, andererseits aber seltener kritisieren, etwas, das Mütter in stärkerem Ausmaß tun.
  • Die Kinder werden früher in die Selbständigkeit entlassen oder sogar hineingeworfen – erwähnt wird hier das Beispiel, dass Väter ihrem Nachwuchs Aktivitäten teilweise bis zu 4 Jahre früher zutrauen als die Mütter.

Die starke Konzentration auf das Kind, auf das der gesamte Lebensalltag abgestimmt ist, führt zu dem Ergebnis, dass Eltern nur noch auf die Eltern-Kind-Ebene achten und die Paarebene vernachlässigen. Die Botschaft, so Seiffge-Krenke, sei, dass das Kinder Verzicht lernen (dürfen) – die Eltern haben eine Beziehung zueinander, in der das Kind auch mal keine Rolle spielen darf.

Ich stimme dem insofern zu, als dass es sehr wichtig ist, dass Menschen neben ihrer Elternrolle, nicht auf ihre Paar-Ebene vergessen. Es ist nachvollziehbar, dass diese Paar-Ebene nicht so intensiv gelebt werden kann, als zu Zeiten als die Kinder noch nicht auf der Welt waren. Es darf jedoch möglich sein, sich ab und zu „kleine Inseln“ zu zweit zu schaffen. Das kann ein Abendessen zu zweit (weg von zu Hause) sein, ein Kinobesuch, ein Spaziergang oder vielleicht ein paar Tage Urlaub zu zweit…

Im Beratungsalltag stelle ich leider oft fest, dass viele ehemals verliebte Paare nur mehr ihre Elternebene leben. Man „lebt sich auseinander“ und es kommt zur Trennung. In dieser Situation nach wie vor stabil als Eltern für die Kinder da zu sein, ist die wesentliche, wenn auch oft schwierige Aufgabe, ganz besonders wenn man als Paar getrennt ist. Und auch hier bringen sich Männer vermehrter ein als „früher“, vielleicht auch, weil sie nicht wollen, dass ihre Kinder eine Erziehung erfahren, wie sie sie von ihren Vätern erfahren haben?!

In der Praxis hat sich auch gezeigt, dass Väter oft erst nach der Scheidung als Vater „aktiv“ werden. Mütter ärgern sich darüber und fragen sich, warum dies nicht schon „früher“ also während der Ehe möglich war. Mein Tipp – als Familie hat es leider nicht geklappt, aber freuen Sie sich für Ihre Kinder, dass diese nun eine Mama- und eine Papa-Beziehung erfahren und leben dürfen.

Mit nachsichtigen Grüßen

Natascha Freund

Ehe für alle

Im psychosozialen Teil ging es darum, dass Väter die „neuen Mütter“ sind. Wenn dem so ist, dann können Kinder doch auch von 2 Müttern oder 2 Vätern erzogen werden?!

Einen wesentlichen Schritt zu dieser neuen Familienform hat Deutschland Ende Juni 2017 mit der „Ehe für alle“ beschritten. Der Begriff ist allerdings ein wenig irreführend. Es geht darum, dass gleichgeschlechtliche Paare über die eingetragene Partnerschaft hinaus nun auch die Möglichkeit erhalten sollen zu heiraten. Damit wird diese Paarform der Ehe von Frau und Mann völlig gleichgestellt. Es gibt also keine Nachteile mehr bei der Besteuerung oder der Adoption von Kindern. Die Entwicklung zu dieser Entscheidung war weniger inhaltlich ein großer Diskussionspunkt, als viel stärker ein politischer Prozess. Einige Kritiker sind überzeugt, dass die Regelung einer Verfassungsänderung des deutschen Grundgesetzes benötigt, um wirksam zu werden, denn das deutsche Grundgesetz stellt Ehe und Familie unter besonderen Schutz. Erste Verfassungsbeschwerden kündigen sich bereits an. Es darf also gespannt abgewartet werden, ob die Ehe für alle kommt oder rechtlich noch aufgehalten wird.

In Österreich dürfte es noch ein langer Weg sein, bis es zu einer „Ehe für alle“ nach deutschem Vorbild kommen wird.

Die Familie der Zukunft?

Familie ist wo Leben beginnt und Liebe niemals endet…menschliches Zusammenleben ist großer Dynamik unterworfen, wodurch auch neue Formen im Umgang und im Zusammenleben miteinander entstehen. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit und ohne Kinder, Patchworkfamilien, alleinerziehende Eltern, ja sogar Projekte, bei denen Menschen Eltern sein können (sollen), ohne je ein Paar gewesen zu sein oder ohne eine Liebesbeziehung gehabt zu haben („Co-Parenting“) um nur einige Beispiele dieser Entwicklung zu nennen. Es ist gar nicht so leicht, am letzten Stand zu bleiben.

Die spannende Frage ist:  Wenn in unserer Gesellschaft alles möglich ist und alle Formen des Zusammenseins gesellschaftlich akzeptiert sind, sollen wir das alles auch positiv sanktionieren? Das ist am Ende eine Werte-Entscheidung für die Art der Gesellschaft, die wir wollen. Die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare ist eine Realität und das ist auch gut so. Aber: wollen wir auch Konstellationen mit 3 Eltern? Oder Surrogat-Kinder? Oder „Children-Sharing“, was vielleicht auch noch jemand erfinden wird?

Vieles, was wir tun, geschieht aus der Sichtweise der Erwachsenen. Wie und in welcher Form wir „Familie“ leben, ist durch die Generation der heutigen Eltern definiert. Dabei ist wissenschaftlich erwiesen, dass für die gesundheitliche und seelische Entwicklung der Kinder am besten ist, wenn sie zu den Eltern und die Eltern zueinander eine gute Beziehung haben. Dabei ist unerheblich, ob es sich um verschieden- oder gleichgeschlechtliche Eltern handelt.

„Eine Familie ist wie ein Baum verwurzelt mit vielen Ästen, Blättern und Blüten. Bei guter Pflege erhält man als Dank eine reiche Ernte.“ (Heidi Maria Artinger)

Mit familienfreundlichen Grüßen

Natascha Freund

Was heißt heute Familie?

Liebe Leserinnen und Leser,

Vater, Mutter, Kind(er) – das war von Kindesbeinen an mein Begriff von Familie. Doch auch dieser Begriff unterliegt, wie vieles einem Wandel.  Schauen wir doch mal auf Wikipedia, dann wird es schon komplexer:

„Familie (von lateinisch famulus „Diener“ bezeichnet soziologisch eine durch Partnerschaft, Heirat, Lebenspartnerschaft, Adoption oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft, im westlichen Kulturraum meist aus Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie Kindern bestehend, gelegentlich durch weitere, mitunter auch im selben Haushalt lebende Verwandte oder Lebensgefährten erweitert.“

Ursprünglich gab es die Großfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Kindern, Großeltern, Verwandtschaft und Dienstpersonal. Über die Jahrhunderte hinweg schrumpfte die Familie. Ist die Konstellation Vater-Mutter-Kind nur mehr eine Fiktion?

In der Zeitung „Die Zeit“ erschien dazu am 15.10.2015 ein Artikel („Soll das eine Familie sein?“), die das Spektrum an Möglichkeiten aufzeigt, was heute eine Familie sein kann:

Wolfgang, der 30 Jahre lange katholischer Priester war, bevor er sich für das Leben mit seinem Mann Peter entschied und zum evangelischen Pfarrer wurde;
Susanne, die die Aufteilung der Kinder wochenweise mit dem von ihr  getrennten (Ex)-Partner  als „unordentliches Theater“ beschreibt und über das Alleinerziehen schreibt, das oft  „das Ende einer zermürbenden Auflösung aller einstigen Hoffnungen, Sehnsüchte, Gefühle“ bedeutet;
Evelyn, die ohne Kinder mit ihrem Liebsten lebt. Ist das eine Familie?
Sabine hat vor 23 Jahren eine Wohngemeinschaft gegründet. Ihr Wohnpartner von damals hat geheiratet, Sabine auch; in Summe haben sie drei Kinder und Sabines Schwester und ihr Patenkind leben auch dort. Sind diese 9 Personen eine Familie?
Und da hätten wir auch noch die „Regenbogenfamilie“: Zwei Väter, zwei Mütter und zwei Kinder. Andreas hat mit Elisabeth zwei Kinder. Heute leben Andreas mit Werner und Elisabeth mit Julia zusammen. Die Kinder sind jedes zweite Wochenende bei ihrem leiblichen Vater und Bonuspapa; die übrige Zeit verbringen sie mit ihrer leiblichen Mutter und Bonusmama.
Ehen sind heute häufig zu Lebensabschnittspartnerschaften geworden, die sequentiell aufeinander folgen. Ehe ist nicht mehr lebenslang und nicht mehr unbedingt auf zwei Beteiligte beschränkt. In Nordamerika wird diskutiert, ob Ehe ein Bund aus nur zwei Menschen bleiben soll. Warum nicht zwischen einem Mann und mehreren Frauen oder einer Frau und mehreren Männern?

Es hat sich in diesem Zusammenhang auch viel im Adoptionsrecht getan.  Ursprünglich konnte nur ein Ehepaar ein Kind adoptieren. Heute gibt es die Unterscheidung zwischen Fremd- und Stiefkindadoption. Letzteres ist auch in Lebensgemeinschaften und eingetragenen Partnerschaften möglich.  Und war da nicht Gabriele Pauli, die Landrätin aus Fürth / Bayern, die vorschlug, dass Ehen alle 7 Jahre auf den Prüfstand sollen, so eine Art „Ehe-TÜV“?

Sind Sie jetzt ratlos und wissen nicht, was Familie ist?

Das verbindende Element ist wohl, dass alle Konstellationen auszeichnet, dass es  Menschen gibt, die aus eigener Entscheidung oder aus Gründen der Abstammung miteinander verbunden sind – als Partner, als Eltern, als Kinder. Vielleicht ist ja Familie dort, wo „Liebe“ oder zumindest „Zusammenhalt“ ist?

Was auch immer Familie für Sie ist, für andere kann es etwas ganz anderes sein und wir tun gut daran, offen zu sein für das, was Familie sein und vor allem, was sie den verbundenen Menschen geben kann.

Nun lade ich Sie ein zu überlegen, wer zu Ihrer Familie gehört: vielleicht ist es die Nachbarin aus dem 2. Stock oder die Großmutter ihrer besten Freundin oder auch die Freundin ihres Neffen. Hauptsache, Sie fühlen sich dabei gut.

Mit familienfreundlichen Grüßen

Natascha Freund

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