Schlagwort: Identität (Seite 2 von 2)

Das heilende Wunder

Emotionale Heilung ist eine der erstaunlichsten Folgen wahrer Liebe. Dieses Wunder geschieht, wenn wir dem geliebten Menschen Dinge sagen können, die wir als Kind nicht sagen konnten, und wenn wir Teile von uns ausdrücken können, die damals, als wir zu klein waren, um uns zu schützen, unterdrückt, ignoriert oder schlechtgemacht wurden.

Der zentrale Teil einer Beziehung ist die emotionale Heilung. Wir glauben oft, dass Sicherheit, Spaß oder Kameradschaft am wichtigsten sind, aber ob wir uns dessen nun bewusst sind oder nicht, findet mit dem geliebten Menschen immer auch emotionale Heilung statt. In unseren Beziehungen heilen und verändern wir einander auf tiefgehende Weise.

Quelle: Daphne Rose Kinga, „Liebe für jeden Tag“

Über die Feinfühligkeit

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie das…

  • eine spaßige Bemerkung, eine Bemerkung lässt Sie tagelang grübeln…
  • bei der Heimfahrt nach der Arbeit drehen Sie das Radio ab, weil es einfach zu viel ist…
  • überfüllte Einkaufszentren meiden Sie, weil es dort einfach zu lebhaft, laut und voll ist…
  • ein berührender Film rührt Sie zu Tränen…
  • manchmal haben Sie das Gefühl, zu wissen, was der andere denkt…

Die Psychologin Elaine N. Aron fand heraus, dass manche Menschen feinfühliger sind als andere. Diese Eigenschaft wird als „hochsensibel“ bezeichnet.

Hochsensibilität ist eine angeborene Eigenschaft. Es ist die Besonderheit der Reizverarbeitung. Das ist übrigens keine neue Entdeckung. Hochsensible haben „Antennen“, sind ständig „on air“, daher bemerken sie Dinge auch früher als andere, hören auf Frequenzen, die andere nicht bemerken. Unsere dünnhäutigen Vorfahren erkannten Gefahren schon früher und konnten somit die anderen warnen und damit mitunter retten. Heute erkennen sie schwelende Konflikte im Team womöglich schon als erster.

Die Hirnforschung bestätigt, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Gehirnen von Hochsensiblen und anderen Menschen gibt. Jene Regionen, die mit Aufmerksamkeit und der Verarbeitung von Sinnesdaten zu tun haben, reagieren bei hochsensiblen Menschen sehr aktiv auf jede Art von Stimulierung.

Die österreichischen Forscher Christina Blach und Josef W. Egger haben untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Ängstlichkeit, Depression und Stressreaktivität besteht. Gerade in Bezug auf die Ängstlichkeit wurde hier ein Zusammenhang gefunden. Je höher die Ängstlichkeitswerte sind, desto stärker ist die Hochsensibilität ausgeprägt.

Hochsensible Persönlichkeiten sind keine homogene Gruppe, sondern jede/r ist individuell unterschiedlich, weil die Sinne jeweils unterschiedlich ausgeprägt sind. Hinzu kommen vorhandene Anlagen und Eigenschaften, aber auch getätigte Erfahrungen.

Hochsensibilität hat nicht nur einen Nutzen für Sie persönlich, sondern kann auch ein guter Beitrag für die Gemeinschaft sein.

Zugegeben, es ist anstrengend immer „aktiv“ zu sein, daher ist es wichtig, dass sich hochsensible Menschen ihre Freiräume schaffen und sich auch Werkzeuge zurecht legen, wie sie gut durch den Alltag kommen:

In erster Linie ist Abgrenzung sehr wichtig. Wenn Sie sich angegriffen fühlen, fragen Sie sich, ob es hier wirklich um Sie als Person geht. Nicht jedes Problem, das Sie wahrnehmen ist auch wirklich „Ihr“ Problem.

  • Ändern Sie den Blickwinkel: Der andere hat womöglich nur einen schlechten Tag.
  • Achten Sie darauf, dass Sie sich regelmäßig eine Auszeit nehmen, sich vom Alltagstrubel zurückziehen  können. Hilfreich können dabei auch Mediationen sein.
  • Wenn stressige Situationen unausweichlich sind, legen Sie sich virtuell eine Rüstung an oder setzen Sie sich unter eine dicke Käseglocke

Für Hochsensible bedeutet ihre erhöhte Wachsamkeit aber auch enormen Stress. Hinzu kommt, dass die permanente Erfahrung des „anders sein“ das Selbstwertgefühl schwächen kann. Hochsensibilität kann aber auch als Gabe angesehen werden…

Unterschätze dich nicht selbst, indem du dich mit anderen vergleichst. Es sind unsere Unterschiede, die uns einzigartig machen.

Mit sensiblen Grüßen

Natascha Freund

Quelle: Psychologie heute, September 2015

Für mich

Liebe Leserinnen und Leser,

der Herbst hat begonnen…nun auch kalendarisch. Die Tage werden kürzer, die Blätter fallen von den Bäumen, es regnet gelegentlich. Zeit sich zum Beispiel mit einer Tasse Tee auf das Sofa zu setzen und zu philosophieren…

 Für Mich

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, „warum bin ich eigentlich so wie ich bin“?

Zugegeben, jeder von uns hat wohl seine eigene Art die Welt zu betrachten, bestimmte Dinge zu sehen, hören oder zu empfinden. Ist das bereits Teil unserer Persönlichkeit? Wie auch immer wir es nennen wollen, nicht immer sind wir mit all unseren Eigenschaften gleichermaßen zufrieden. Hinterfragen wir unsere Persönlichkeit nicht immer dann, wenn uns andere Charakterzüge bei Mitmenschen besonders auffallen? Dies kann sowohl im Positiven als auch im Negativen sein.

Warum sind eigentlich Menschen überhaupt so grundverschieden? Es gibt zahlreiche Studien hierzu. Die US-Psychologen Gordon Allport und Henry Odbert fanden beispielsweise 1936 heraus, dass jeden Menschen fünf Persönlichkeits-Achsen kennzeichnen, auf denen sich all seine Charakterzüge finden. Diese „Big Five“ gelten heute als die verlässlichste Art, Persönlichkeiten zu beschreiben. Es handelt sich hierbei um folgende Unterscheidungen:

  • Extraversion: Sind Sie gesellig, handeln spontan und reden viel?
  • Verträglichkeit: Sind Sie kooperativ, umgänglich und mitfühlend?
  • Neurotizismus: Sind Sie stets besorgt, angespannt und fühlen sich leicht gekränkt?
  • Gewissenhaftigkeit: Sind Sie organisiert, selbstdiszipliniert und haben Durchhaltevermögen?
  • Offenheit: Sind Sie interessiert an vielem und lieben das Ungewöhnliche?

Wichtig ist, dass wir nicht einer „Unterscheidung“ zu 100% folgen; es sind stets Mischformen gegeben. Vergessen Sie dabei nicht, dass die Basis für so manche Verhaltensmuster, sich über Generationen wiederholt. Darüber hinaus werden wir von unserer Umwelt und von unseren Erfahrungen geprägt. Das ist auch der Grund, warum wir mit bestimmten Begriffen ganz konkrete Vorstellungen verbinden oder ganz bestimmte Schlussfolgerungen ziehen. Wesentlich ist zu wissen, dass wir diese haben, weil wir eben unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Kennen Sie jemanden, der die gleichen Dinge wie Sie erlebt hat? Wirklich ganz gleich?

Lust auf ein Experiment?

Fragen Sie einmal einen Freund, Nachbarn oder Arbeitskollegen – „Wie sieht für dich „Erfolg“ aus?“

Sie werden feststellen, dass, je mehr Leute Sie fragen, umso mehr unterschiedliche Antworten Sie erhalten. Die Ursache liegt darin, dass wir unterschiedliche Erfahrungen im Laufe unserer Zeit gemacht haben. Diese Erfahrungen prägen uns.

Carlo Levi hat einst gesagt: „Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht.“

Ganz egal, wie Sie ihre Erfahrungen bewerten – seien Sie sich ein gewiss – „Sie sind gut so, wie Sie sind!“

 Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen einen schönen Herbst.

Herzlichst,

Natascha Freund

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