Schlagwort: Kommunikation (Seite 2 von 2)

Wie kommunizieren Sie miteinander in der Familie?

Liebe Leserinnen und Leser,

neulich im Zug von Wien Richtung Westen auf dem Weg in die Semesterferien…ich saß in dem Abteil mit vielen anderen Familien… somit war bis Tirol für 4 Stunden Unterhaltung gesorgt.

In der Reihe vor mir Familie Nr. 1:

Mutter, Oma und 4 Kinder (3 Buben ca. 16, 14 und 6 Jahre alt) und ein Mädchen (ca. 12 Jahre). Die Mutter organisiert, reicht Getränke und Brote. Die Kinder spielen abwechselnd miteinander (Karten), machen Hausübungen am Computer, reden miteinander oder lesen. Auch das Handy ist – maßvoll – im Einsatz. Die Kommunikation untereinander ist ruhig und das Verhältnis ist harmonisch.

In der Reihe hinter mir Familie Nr. 2:

Mutter, Vater und 3 Kinder (2  Mädchen – ca. 7 und 4 Jahre alt, 1 Bub – ca. 6 Jahre). Die Kinder brauchen Beschäftigung. Sie haben auch einiges dabei und ich meine, dass sie sich auch durchaus alleine bzw. gemeinsam zu beschäftigen wissen. Die Eltern sehen das anders. Papa meint, der Urlaub müsse damit beginnen, dass er die Zeit, die er sonst nicht so mit der Familie verbringt, in der ersten Stunde „aufgeholt“ werden muss. Er interveniert in das Spiel der Kinder, was zum Streit zwischen den Kids führt. Als Papa die 3 nicht mehr in Zaum halten kann, erscheint die bis dahin sehr ruhige Mutter auf der Bildfläche. Man merkt, wie genervt und auch erschöpft sie ist. Das spiegelt sich in der Kommunikation (nicht nur zwischen dem Paar – die Spannung war deutlich spürbar, sondern auch zwischen den Eltern und den Kindern) wieder:

  •  „Warum lässt du immer so viel auf den Boden fallen?“
  • „Ich kenne niemanden der tollpatschiger ist als du.“
  • „Hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gesagt, jetzt gibt es Orangen, Pizza-Schnitte gibt es nachher.“
  • „Ich habe dir gestern gesagt, dass du das einpacken sollst. Dass es jetzt zu Hause liegt ist DEINE Schuld“
  • „Ich habe überhaupt keine Lust mit Euch auf Urlaub zu fahren.“

Es war ganz unterschiedlich, wie diese Worte auf die Kinder gewirkt haben. Eines hat sich verschlossen, ein anderes hat sich sichtbar gekränkt, beim dritten hätte man gar nicht mal angenommen, dass eine „Kommunikation“ stattfindet.

Ich habe mich gefragt, wenn die Eltern so etwas sagen, ob die Kinder dann nicht auch antworten könnten: „Also, wenn das so abläuft, möchte ich auch nicht mit euch auf Urlaub fahren.“ Gerne hätte ich sie dazu ermutigt…

Es ist nachvollziehbar, dass 4 Stunden Bahnfahrt für Kinder langweilig sein kann. Da braucht es Ablenkung und natürlich sind die Kinder auch mal laut und lebhaft. Dennoch: wird diese Form der Kommunikation den gewünschten Familienfrieden für die Urlaubszeit herstellen? Wie fühlen sich die Kinder dabei? Ist das eine wertschätzende Kommunikation?

Ob 2, 3 oder 4 Kinder, wie fordernd es auch sein mag – die Qualität des Familienlebens bemisst sich auch an der Art der Kommunikation. Eltern haben hier eine besondere Verantwortung. Der Ton macht die Musik.  Die Kunst besteht darin, auch in diesen Situationen eine wertschätzende Kommunikation zu führen. Niemand verlangt dabei Kunststücke, denn auch die Eltern dürfen erholungsbedürftig und erschöpft sein; dennoch wer mit seinen Kindern so wie oben bei Familie Nr. 2 beschrieben, kommuniziert, darf sich über  entsprechende Rückmeldungen in ein paar Jahren nicht wundern…

Mit wertschätzenden kommunikativen Grüßen

Natascha Freund

Sie waren mir von Anfang an sympathisch …

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie auch dieses Gefühl…Sie treffen jemanden zum ersten Mal und aus einem für Sie zunächst nicht erklärbaren Grund, ist Ihnen dieser Mensch sofort sympathisch? Bei anderen Begegnungen dauert es oft länger – Wochen oder sogar Monate – bis wir uns mit einer Person wirklich wohlfühlen. Warum ist das so? Und – kann man das beeinflussen?

Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass wir erst Vertrauen erwerben müssen. Wir wollen die/den andere(n) kennenlernen, das Gemeinsame finden, eine emotionale Verbindung schaffen. Dazu muss jemand beginnen, diesen „Vertrauensvorschuss“ zu geben.

Gehirnuntersuchungen haben gezeigt, dass bei „Sympathie auf den ersten Blick“ der Überträgerstoff Dopamin so außerordentlich aktiv arbeitet, als stünden wir unter Drogen.

Ist das ein Zufall oder können wir solche Momente sogar fördern?

Die Antwort lautet – ja – wir können solche Momente herbeiführen. Doch lassen Sie mich zuvor noch von den beiden Wirtschaftswissenschaftler Keith Murnighan und Donald Conlon berichten, die die Organisationsdynamik von Streichquartetten untersucht haben. Sie wollten herausfinden, warum manche Streichquartette erfolgreicher waren als andere.

Der Grund lag nicht, wie man vermuten könnte, in der reinen musikalischen Fähigkeit, nein, es war vielmehr die Dynamik in der Gruppe. Die Mitglieder unterstützen sich mehr und applaudierten sich auch gegenseitig. Meinungsverschiedenheiten wurden ausdiskutiert; im Vordergrund stand stets die gemeinsame Sache, nicht jedoch die persönliche Profilierung. Jeder wusste – gemeinsam, d.h. nur mit den Fähigkeiten und dem Einbringen aller, war gemeinsamer Erfolg möglich.

Daraus folgt die Frage: Wenn wir alle zu sehr auf uns konzentriert sind, wenn wir für uns immer „ein Solo“ spielen, ist das der Grund dafür, dass sich keine „sympathisches Balance“ einstellen kann?

Was sind also die Bedingungen und Voraussetzungen, die Sympathie fördern – jeder für sich, in ihrem/seinem gewünschten Ausmaß – im privaten, wie auch im beruflichen Kontext?

  • Ähnlichkeit

Ähnlichkeit führt zu größerer Sympathie. Das macht wohl auch den Gruppeneffekt aus – sei es im Zuge einer Ausbildung, einem Arbeitsteam oder den Zuhörern bei einem Konzert. Je mehr Ähnlichkeiten uns mit anderen Menschen verbinden, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir uns mit dieser Person gut verstehen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

Ebenso verhält es sich, wenn wir eine schwierige Lebensphase gemeinsam mit jemandem durchgestanden haben. Das ist eine intensive gemeinsame Erfahrung, baut emotionale Barrieren ab, die wir oft aus Schutzgründen errichtet haben.

Diese Effekte lassen sich beispielsweise gut in Teams umsetzen, insbesondere dann, wenn nicht die Fähigkeiten eines Solisten oder das Schicksal einer Person im Vordergrund stehen.

  • Verletzlichkeit

Glauben Sie, dass wenn Sie sich verletzlich zeigen, andere von Ihnen glauben könnten, Sie seien schwach?

Tatsächlich sind Verletzlichkeit und Selbstoffenbarung im zwischenmenschlichen Kontakt ein Zeichen der Stärke. Mal ehrlich, wie viele Menschen kennen Sie, die Verletzlichkeit zulassen? Wenige? Woran liegt das? Haben wir verlernt, einer anderen Person zu vertrauen?

Was wäre, wenn ich Verletzlichkeit zulassen würde?

Verletzlichkeit kann also Sympathie erzeugen, denn einer offenbart sich dem anderen und der andere lässt sich davon berühren. Zugegeben, nicht in jedem beruflichen Haifischbecken ist diese Situation gegeben.

  • Nähe

Wie viel Nähe lassen Sie in Ihrem Leben zu? Ist das Gespräch, das Sie mit dem Nachbarn über scheinbar unbedeutende Dinge im Fahrstuhl führen, nicht doch auf irgendeine Art bereichernd für Sie?

In diesen Situationen können Sie Verbindung eingehen und Kontakt aufbauen – ohne auf ein Geben und Nehmen zu achten. Es wird von Ihnen nichts erwartet und Sie können auch nichts verlieren, aber Sie können durch das Zulassen dieser Nähe einen Grundstock an Sympathie mit anderen Menschen aufbauen – indem sie sich einfach und offen im Alltag zeigen.

  • Präsenz

Wünschen Sie sich nicht auch manchmal, dass Ihnen der Gesprächspartner mehr das Gefühl gibt, Ihnen zuzuhören? Wie sieht es mit Ihnen aus – sind Sie bei jeder Kommunikation – egal mit wem (!) –  immer vollkommen präsent?

Achten Sie auf Augenkontakt und darauf, dass Sie Ihr Gegenüber gut verstehen – oder hoffen Sie, dass das Gespräch bald vorbei ist?

 

Anhand dieser 4 nur beispielhaft angeführten Merkmale, die alle in Ihrer Hand liegen, können Sie in der Situation jeweils auf andere Menschen zugehen, diesen Menschen Raum geben und sie einladen, näher zu kommen. Sie schaffen eine persönliche Atmosphäre und sind „da“, ohne etwas darstellen zu müssen oder „zu glänzen“. So wird Sympathie entstehen, wenn Sie diesen Vertrauensvorschuss gewähren.

Ich schließe diesen Newsletter mit einem Zitat von Khalil Gibran:

„Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird.“

Mit sympathischen Grüßen

Natascha Freund

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Quelle: Psychologie Heute, Heft 34, 2013.

Handymania

Liebe Leserinnen und Leser,

im Urlaub bin ich viel mit dem Zug durch Skandinavien gereist und habe einige interessante Beobachtungen gemacht:

Ein Mädchen, vermutlich um die vier Jahre alt, spielte auf ihrem schicken, in rosa Hülle eingepackten iPad. Sicher waren kindergerechte Spiele darauf, denn das Mädchen ließ doch gleich alle Fahrgäste an ihren Spielen teilhaben, war die Musik dieses Gerätes doch auf volle Lautstärke eingestellt. Der Vater saß neben dem Kind und war selbst an seinem elektronischen Gerät beschäftigt. Hinter den beiden saßen zwei ältere Damen. Diese unterhielten sich in dänisch, schwedisch oder war es doch norwegisch…ebenso lautstark. Worin lag also der Unterschied? Warum fand ich das Spiel des Kindes so erschreckend, während ich bei der lautstarken Unterhaltung der älteren Damen die Sprachmelodie genoss?

Im Hotel…nahezu alle Hotelgäste, ob jung oder alt sind während oder zumindest nach dem Frühstück an ihren mobilen Geräten aktiv. Erschreckend? Ja, das dachte ich mir anfangs auch, doch dann fragte ich mich, worin liegt der Unterschied zu Menschen, die in ihre Zeitungen vertieft sind?

Und in der Stadt…wie von Geisterhand gesteuert, weichen die gehenden Menschen beweglichen und unbeweglichen Hindernissen wie Hydranten, Litfaßsäulen und Straßenschildern aus, während sie nach unten auf ihre Smartphone starren. Sie sind hier – und doch gleichzeitig woanders?

Ist das alles nur der Gang der Zeit, eine normale Entwicklung wie jene von Brief zu E-Mail oder Pferdewagen zu Auto?  Vereinsamen wir vor unseren computerähnlichen Geräten oder können wir gerade dadurch mit mehr Menschen in Kontakt bleiben als wir es in einem persönlichen Gespräch könnten?

Die Glücksforschung sagt dazu, dass es für das Glück darauf ankommt, dass wir in langfristigen guten Beziehungen leben. Gute soziale Kontakte sind wichtig. Aber gibt es die nicht auch auf Facebook? Elektronische Spiele, E-Mails und Nachrichten in sozialen Medien verschaffen uns eine kurzfristige Befriedigung, aber keine nachhaltige Bindung. Wieviel  Kontakte bzw. Follower haben Sie eigentlich auf Xing, Facebook, Twitter…oder wie die sozialen Medien alle heißen?  Und …. Kennen Sie diese Menschen wirklich? Am Ende sind es die gemeinsamen Erfahrungen, Erinnerungen, das gute Gespräch, die persönliche Betroffenheit, vielleicht auch Mitleid und geteilte Freude , die viel mehr geben als ein rechteckiges Gerät mit einer Textausgabe über den Bildschirm.  Gefühle sind vielleicht der Schlüssel,  Gefühle wie Interesse, Zorn, Angst und auch Freude. Diese Gefühle können wir derzeit nur zwischenmenschlich leben, aber vielleicht bringt uns die neue Technologie auch hier eine Änderung…und demnächst tröstet mich das iPad, wenn ich über den Verlust meines Freundes dem iPhone weine….

Mit reisenden Grüßen

Natascha Freund

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Imago

Liebe Leserinnen und Leser,

der Newsletter im Dezember beschäftigt sich mit Weihnachten, dem Fest der Liebe oder der Frage „Wie viel Liebe brauchst du?“. Lauschen Sie einmal folgendem Dialog:

Sie: „Ach, ich freue mich schon so auf Weihnachten, das Fest der Liebe in der Familie. Und auf die Geschenke freue ich mich besonders. Hast du schon alles besorgt?“

Er: „Hoffentlich wird es nicht zu schlimm, mit dem vielen Essen, dem Besuch aller Onkel und Tanten und den Unmengen an Geschenken für die Kinder. Das ist doch alles nur noch Kommerz und hat mit Liebe nichts mehr zu tun.“

Sie: „Wieso – mit Geschenken zeigt man einander doch seine Wertschätzung und dass man an einen anderen Menschen gedacht hat, egal, was es ist.“

Er: „Geschenke sind nur ein Symbol, aber das wird heute alles total missverstanden und übertrieben. Der Sinn von Weihnachten wird mit dem Kaufrausch ganz und gar in den Hintergrund gerückt. Was sind denn die wahren Werte von Weihnachten?“

Sie: „Gemeinsamkeit, Besinnlichkeit und die Wertschätzung füreinander und das zeigt sich auch darin, wenn man für einen anderen Menschen etwas kauft oder macht.“

Er: „Aber es geht doch um die Familie, um die Ruhe und die Aufmerksamkeit füreinander. Viele Geschenke verfälschen doch dieses Bild nur.“

Sie: „Das sehe ich anders. Auch mit mehreren Geschenken zeigst du anderen deine Wertschätzung, dass du an sie gedacht hast und dich für sie bemüht hast.“

Er: „Ich will aber die Wertschätzung anderer Menschen nicht von der Menge des Geldes ableiten lassen, das ich für sie ausgegeben habe.“

(…..)

So, oder so ähnlich könnte ein vorweihnachtlicher Dialog ablaufen. Fragen Sie sich auch oft, warum und wieviel man schenken soll? Finden Sie es wichtig, wahre Werte oder eher doch Warenwerte zur Geltung kommen zu lassen? So oder so, nichts davon ist richtig oder falsch – Weihnachten ist eben ein besonderes Fest und das feiert jeder auf seine Weise, ob mit vielen Geschenken, gutem Essen, in der Kirche oder bei einer karitativen Einrichtung, um als Freiwilliger zu helfen.

Wieso möchte in unserer Geschichte der eine das Fest so und der andere so feiern? Das hat natürlich etwas mit Werten und Einstellungen zu tun. Beide Partner wollen das „Fest der Liebe“ feiern, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es könnte sein, dass es ihr in der Kindheit an materiellen Gütern gefehlt hat und diese jetzt einen wichtigen Teil „ihres“ Weihnachtsfestes ausmachen. Bei ihm geht es um die „menschliche Wärme“ und die Zusammengehörigkeit, die er vielleicht als Kind nicht gespürt hat und nun an „seinem Weihnachten“ realisieren möchte.

Wir alle haben in unserer Kindheit Verletzungen erfahren. Diese sind uns nicht zwingend bewusst zugefügt worden, aber sie sind für unser Leben prägend. Der Weg über die sogenannten Kindheitsverletzungen kann uns helfen zu verstehen, was uns gefehlt hat, was uns heute fehlt und wie wir „Heilung“ anstreben können. Genau hier setzt die Imago-Therapie an, die uns hilft diese Muster zu verstehen und etwas zu tun, dass eine Verbesserung eintritt.

Imago geht davon aus, dass die Erlebnisse in den ersten 6 Jahren unserer Kindheit für unser späteres Leben prägend sind. In dieser Zeit lernen wir bereits unsere „Muster“ ein, insbesondere wie wir auf verschiedene Dinge reagieren. Diese Muster leben wir in unserem weiteren Leben fort, haben sie sich doch stets bewährt…

Mit Hilfe der Werkzeuge der Imago-Theorie können wir unser Verhalten, unsere Kommunikation und auch Reaktionen verstehen und dauerhaft ändern lernen. Für unsere Geschichte bedeutet das auch einen anderen Verlauf – ein Gespräch, in dem beide einander zuhören und aufeinander eingehen können.

Imago – in Theorie und Praxis – finde ich spannend und im Umgang mit anderen Menschen hilfreich, so dass ich mich entschlossen habe, eine Ausbildung hierzu zu absolvieren. Ich freue mich, wenn ich Ihnen im Laufe des nächsten Jahres noch einiges zu Imago – für individuelle, paarbezogene, teamorientierte sowie organisationsrelevante Kommunikation – vorstellen darf.

Herzliche Grüße,

Natascha Freund

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