Schlagwort: Zum Nachdenken (Seite 13 von 14)

Wer darf sich ändern…?

Neulich habe ich einen Beitrag gelesen, in dem es darum ging, dass sich „der andere“ ändern soll, damit es „dem einen“ gut geht.

Wenn ich in der Rolle des „Fordernden“ bin, sage ich „ja, klar, der andere ist schuld an allem und soll sich ändern“.

Bin ich hingegen in der Rolle dessen, von dem gefordert, wird sich zu ändern, frage ich mich, wenn jetzt weitere Menschen kommen und auch von mir verlangen, mich zu ändern, und zwar wiederum in eine andere Richtung – wer bin ich dann? Wie kann ich „ich selbst“ bleiben?

Ich habe gelernt, dass ich den anderen nicht ändern kann, wohl aber meine Einstellung.

Was meinen Sie dazu:

A: Der andere muss sich ändern.

B: Ich muss mich ändern.

C: Vielleicht etwas dazwischen? Wir fragen uns, was wir uns gegenseitig geben können, damit es uns beiden gut geht?

Warum Reflek(x)ion so wichtig ist

Schlägt man im Duden das Wort Reflektion/Reflexion nach, findet man unter anderem folgenden Beitrag:

das Nachdenken; Überlegung, prüfende Betrachtung; prüfendes und vergleichendes Nachdenken

In der Tat, reflektiert über eine Situation nachzudenken, hilft uns daraus zu lernen. Nicht alles läuft optimal in unserem Leben und zugegeben, jeder von uns macht ab und an einen Fehler. Von berühmten Persönlichkeiten haben wir gelernt, dass diese nicht ausschließlich darauf geachtet haben, was sie „falsch“ gemacht haben, sondern dass sie daraus die Erkenntnis gewonnen haben, wie eine Sache nicht funktioniert – und das eventuell sogar viele Male, bis sie die richtige Lösung, den richtigen Ansatz hatten. Wenn wir reflektiert durchs Leben gehen, dürfen auch wir lernen, wie Dinge aber ebenso zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren und wie nicht. Wir dürfen für uns dazu lernen.

Dieses Lernen beinhaltet auch zu akzeptieren, dass andere Menschen „anders“ sind – anders als wir und eventuell auch anders als wir es gerne hätten – das kann einen manchmal auch ganz schön ärgern. Bei Imago heißt es, wenn immer wir uns über den oder die anderen ärgern, so liegen 90% der Ursache dafür bei uns. Das heißt, ein Verhalten anderer Menschen, das in uns eine Reaktion auslöst (z.B. Ärger, Verwunderung), hat seinen Grund nur zu 10% im Verhalten dieses Menschen. 90% unserer Reaktion liegt in unserer eigenen Geschichte, unserer Einstellung und unseren Werten begründet. Daher ist es so wichtig, die Dinge, Geschehnisse zu reflektieren, denn damit lernen wir uns und unsere Geschichte immer besser kennen – und können darüber hinaus versuchen, den anderen Menschen in seiner Geschichte und seinem Verhalten besser zu verstehen.

Es gibt kein Gut und es gibt kein Böse; es gibt kein richtig und es gibt kein falsch und ganz wichtig – es sind nicht immer die anderen schuld…schaue zuerst einmal auf deinen eigenen Anteil nach dem Motto

„der, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein…“.

Die Zeitschublade

Liebe Leserinnen und Leser,

ging es Ihnen kurz vor Weihnachten auch so? Berufliche Termine wurden immer mehr, private Verabredungen verstärkten den Zeitdruck, Geschenken waren zu kaufen und die Weihnachtsmärkte wollte man auch noch besuchen. Dazu noch der angekündigte Familienbesuch von weit weg und die Kinder brauchen noch etwas Warmes zum Anziehen für den Winter. Als dann noch die Wachsmaschine kaputt ging und der Chorleiter 3 Extra-Proben für das Adventssingen ansetzte, wurde es richtig eng – ach ja, und dann wollte ich mir noch Zeit für eine besinnliche Vorweihnachtszeit mit meiner Familie nehmen.

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Geht es bei Ihnen manchmal auch so zu? Stapeln sich die Verpflichtungen wirklich oder nur scheinbar so auf? Und wenn das so ist, warum? Und: was macht das mit uns?

Ich stelle mir das so vor: in meinem Leben habe ich ein bestimmtes Kontingent an Zeit verfügbar wie Platz in einer Schublade. Ein Teil dieser Schublade (Zeit) füllen andere, z.B. der Arbeitgeber, das Hobby, familiäre Aufgaben, die Schule etc. Einen Teil der Schublade fülle ich aber auch selbst. Manchmal wird es in der Schublade aber ganz schön eng, da müssen die Gegenstände schon mal ein bisschen zusammenrücken. Wenn das nicht mehr geht, wird es zum einen unordentlich, aber zum anderen fängt man auch an zu stopfen. Man drückt und quetscht die Sachen in die Lade hinein…..irgendwie muss die Lade doch zugehen…aber irgendwann geht das nicht mehr. Die Schublade ist übervoll oder: die Zeit ist mehr als ausgeschöpft. Ich kann nicht mehr in meine Zeitschublade hineindrücken und stopfen ohne etwas von dem, was schon drinnen liegt, kaputt zu machen.

Wenn Sie denken, „das quetsche ich noch rein“, kann es passieren, dass unser Zeitschublade kaputt geht. Wollen wir wirklich alle Sachen in Eile oder nur zur Hälfte machen? Wollen wir mit allem „fertig“ werden oder wollen wir auch ….. leben?

Vielleicht ist das eine Anregung, wenn Sie die Zeitschubladen in Ihrem Kasten mit der Aufschrift „2017“ befüllen?

Mit zeiteinladenden Grüßen,

Natascha Freund

Wenn man einen Engel trifft …

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Tagen hatte ich ein Erlebnis…

Ich war auf dem Weg zum Bahnhof, um einen Zug zu erreichen. Wie immer in Eile und (zu) spät dran. Aus meiner Eile und meinen Gedanken wurde ich sanft gerissen, als mich an einer kleinen Straßenkreuzung eine Frau ansprach. Sie war schon älter, rüstig, aber auf ihren Stock gestützt.

„Können Sie mir bitte über die Straße helfen? Ich bin etwas unsicher.“

Und bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie sich bei mir eingehakt und wir gingen über die Straße. Gut am anderen Ende angekommen sagte sie:

„Danke! Wissen Sie, ich bin schon 95 Jahre alt und noch ganz gesund. Der Doktor hat zu mir gesagt, dass er noch nie so einen gesunden alten Menschen gesehen hat und wissen Sie warum? Achten Sie auf gute Ernährung, und leben Sie, ja, leben Sie! Vergessen Sie nicht auf das Leben.  Jetzt will ich Sie aber nicht aufhalten. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

Und sie setzte ihren Weg zum Supermarkt fort.

Auch ich kam wieder schnell auf mein Tempo, aber mir geht die alte Dame seither nicht mehr aus dem Kopf. Gibt es Zufälle? Was wollte sie mir sagen?

Ich möchte dieses Erlebnis mit Ihnen teilen, um auch Sie zum Nachdenken anzuregen. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist es manchmal besonders hektisch. Wäre es nicht schön in Harmonie und Gesundheit und im Einklang mit der Welt so alt zu werden wie diese Dame? Selbst wenn nicht allen von uns ein so langes Leben gewehrt ist, sollten wir doch am Ende sagen können „Ich habe gelebt!“ – was immer das für jeden von uns bedeutet.

Ich lade Sie ein, darüber nachzudenken, was Sie tun. Müssen wir wirklich dies tun und das tun, noch Termin da, noch eine Besorgung dort und Aufräumen sollte auch noch sein, und…und…und…

…Was bedeutet für Sie „leben“?

Ich schließe diesen Newsletter mit einem Zitat von Mark Twain

„Tanze, als würde niemand zusehen.

Liebe, als wurdest du niemals verletzt.

Singe, als würde niemand zuhören.

Lebe, als wäre der Himmel auf Erden!“

 

Mit lebensfrohen Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Sie waren mir von Anfang an sympathisch …

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie auch dieses Gefühl…Sie treffen jemanden zum ersten Mal und aus einem für Sie zunächst nicht erklärbaren Grund, ist Ihnen dieser Mensch sofort sympathisch? Bei anderen Begegnungen dauert es oft länger – Wochen oder sogar Monate – bis wir uns mit einer Person wirklich wohlfühlen. Warum ist das so? Und – kann man das beeinflussen?

Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass wir erst Vertrauen erwerben müssen. Wir wollen die/den andere(n) kennenlernen, das Gemeinsame finden, eine emotionale Verbindung schaffen. Dazu muss jemand beginnen, diesen „Vertrauensvorschuss“ zu geben.

Gehirnuntersuchungen haben gezeigt, dass bei „Sympathie auf den ersten Blick“ der Überträgerstoff Dopamin so außerordentlich aktiv arbeitet, als stünden wir unter Drogen.

Ist das ein Zufall oder können wir solche Momente sogar fördern?

Die Antwort lautet – ja – wir können solche Momente herbeiführen. Doch lassen Sie mich zuvor noch von den beiden Wirtschaftswissenschaftler Keith Murnighan und Donald Conlon berichten, die die Organisationsdynamik von Streichquartetten untersucht haben. Sie wollten herausfinden, warum manche Streichquartette erfolgreicher waren als andere.

Der Grund lag nicht, wie man vermuten könnte, in der reinen musikalischen Fähigkeit, nein, es war vielmehr die Dynamik in der Gruppe. Die Mitglieder unterstützen sich mehr und applaudierten sich auch gegenseitig. Meinungsverschiedenheiten wurden ausdiskutiert; im Vordergrund stand stets die gemeinsame Sache, nicht jedoch die persönliche Profilierung. Jeder wusste – gemeinsam, d.h. nur mit den Fähigkeiten und dem Einbringen aller, war gemeinsamer Erfolg möglich.

Daraus folgt die Frage: Wenn wir alle zu sehr auf uns konzentriert sind, wenn wir für uns immer „ein Solo“ spielen, ist das der Grund dafür, dass sich keine „sympathisches Balance“ einstellen kann?

Was sind also die Bedingungen und Voraussetzungen, die Sympathie fördern – jeder für sich, in ihrem/seinem gewünschten Ausmaß – im privaten, wie auch im beruflichen Kontext?

  • Ähnlichkeit

Ähnlichkeit führt zu größerer Sympathie. Das macht wohl auch den Gruppeneffekt aus – sei es im Zuge einer Ausbildung, einem Arbeitsteam oder den Zuhörern bei einem Konzert. Je mehr Ähnlichkeiten uns mit anderen Menschen verbinden, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir uns mit dieser Person gut verstehen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

Ebenso verhält es sich, wenn wir eine schwierige Lebensphase gemeinsam mit jemandem durchgestanden haben. Das ist eine intensive gemeinsame Erfahrung, baut emotionale Barrieren ab, die wir oft aus Schutzgründen errichtet haben.

Diese Effekte lassen sich beispielsweise gut in Teams umsetzen, insbesondere dann, wenn nicht die Fähigkeiten eines Solisten oder das Schicksal einer Person im Vordergrund stehen.

  • Verletzlichkeit

Glauben Sie, dass wenn Sie sich verletzlich zeigen, andere von Ihnen glauben könnten, Sie seien schwach?

Tatsächlich sind Verletzlichkeit und Selbstoffenbarung im zwischenmenschlichen Kontakt ein Zeichen der Stärke. Mal ehrlich, wie viele Menschen kennen Sie, die Verletzlichkeit zulassen? Wenige? Woran liegt das? Haben wir verlernt, einer anderen Person zu vertrauen?

Was wäre, wenn ich Verletzlichkeit zulassen würde?

Verletzlichkeit kann also Sympathie erzeugen, denn einer offenbart sich dem anderen und der andere lässt sich davon berühren. Zugegeben, nicht in jedem beruflichen Haifischbecken ist diese Situation gegeben.

  • Nähe

Wie viel Nähe lassen Sie in Ihrem Leben zu? Ist das Gespräch, das Sie mit dem Nachbarn über scheinbar unbedeutende Dinge im Fahrstuhl führen, nicht doch auf irgendeine Art bereichernd für Sie?

In diesen Situationen können Sie Verbindung eingehen und Kontakt aufbauen – ohne auf ein Geben und Nehmen zu achten. Es wird von Ihnen nichts erwartet und Sie können auch nichts verlieren, aber Sie können durch das Zulassen dieser Nähe einen Grundstock an Sympathie mit anderen Menschen aufbauen – indem sie sich einfach und offen im Alltag zeigen.

  • Präsenz

Wünschen Sie sich nicht auch manchmal, dass Ihnen der Gesprächspartner mehr das Gefühl gibt, Ihnen zuzuhören? Wie sieht es mit Ihnen aus – sind Sie bei jeder Kommunikation – egal mit wem (!) –  immer vollkommen präsent?

Achten Sie auf Augenkontakt und darauf, dass Sie Ihr Gegenüber gut verstehen – oder hoffen Sie, dass das Gespräch bald vorbei ist?

 

Anhand dieser 4 nur beispielhaft angeführten Merkmale, die alle in Ihrer Hand liegen, können Sie in der Situation jeweils auf andere Menschen zugehen, diesen Menschen Raum geben und sie einladen, näher zu kommen. Sie schaffen eine persönliche Atmosphäre und sind „da“, ohne etwas darstellen zu müssen oder „zu glänzen“. So wird Sympathie entstehen, wenn Sie diesen Vertrauensvorschuss gewähren.

Ich schließe diesen Newsletter mit einem Zitat von Khalil Gibran:

„Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird.“

Mit sympathischen Grüßen

Natascha Freund

Wenn auch Sie den Newsletter bestellen möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail an freund(at)copala.at mit dem Betreff “Newsletter bestellen”.

Quelle: Psychologie Heute, Heft 34, 2013.

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